Arbeitszeugnis

Zwischenzeugnis verlangen

Tipps zur strategischen Anforderung eines Zwischenzeugnisses in der Schweiz inklusive rechtlicher Rahmenbedingungen, Formulierungshilfen und Praxisbeispielen für ein erfolgreiches Bewerbungsverfahren.


Ein Zwischenzeugnis ist mehr als ein einfaches Dokument – es ist Ihr berufliches Portfolio, das Leistungen, Verantwortungen und Kompetenzen festhält. Ob für interne Aufstiegschancen, eine Bewerbung bei einem neuen Arbeitgeber oder als Nachweis bei einem Vorgesetztenwechsel: Ein Zwischenzeugnis gibt Ihnen Sicherheit und schafft Transparenz. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie es strategisch anfordern, typische Fallstricke umgehen und Formulierungen richtig deuten.

Was ist ein Zwischenzeugnis und wann lohnt sich die Anfrage?

Ein Zwischenzeugnis dokumentiert Ihre bisherigen Tätigkeiten und Erfolge im aktuellen Arbeitsverhältnis – anders als ein Schlusszeugnis, das erst bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Es dient als flexibles Instrument, um Karriereschritte abzusichern.

Unterschiede zum Arbeitszeugnis und Schlusszeugnis

Während ein Arbeitszeugnis oft standardisierte Floskeln enthält, bietet das Zwischenzeugnis Raum für aktuelle Details. Beispielsweise können Sie bei einem Vorgesetztenwechsel konkret auf Projekte unter der früheren Führungskraft eingehen. Nutzen Sie diese Dynamik, um Ihre Arbeitsleistung präzise abzubilden.

Typische Anlässe für die Beantragung

  • Vorgesetztenwechsel: Neue Führungskräfte haben oft keine Kenntnis Ihrer bisherigen Erfolge.

  • Umstrukturierungen: Sichern Sie Ihre Rolle ab, bevor Abteilungen fusionieren oder Aufgaben neu verteilt werden.

  • Bevorstehende Bewerbungen: Ein aktuelles Zwischenzeugnis stärkt Ihre Verhandlungsposition bei Gehaltsgesprächen oder Stellenwechseln.


So fordern Sie ein Zwischenzeugnis rechtssicher an

Die perfekte Anfrage: Formulierungen und Muster

Schriftlichkeit ist in der Schweiz Pflicht. Halten Sie Ihren Ton höflich, aber bestimmt:

«Sehr geehrte/r [Vorgesetzte/r],
im Zuge der aktuellen Umstrukturierung in unserer Abteilung möchte ich Sie bitten, mir ein Zwischenzeugnis auszustellen. Dieses soll meine Aufgaben seit [Datum] sowie die erzielten Erfolge dokumentieren.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen,
[Ihr Name]»

Nutzen Sie Vorlagen, um Zeit zu sparen – achten Sie jedoch darauf, diese an Schweizer Rechtsnormen anzupassen (z. B. Verzicht auf Gender-Sternchen, falls im Unternehmen unüblich).

Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz

Arbeitgeber sind verpflichtet, ein Zwischenzeugnis auszustellen, sofern ein «berechtigtes Interesse» vorliegt – etwa ein geplanter Stellenwechsel oder interne Veränderungen. Die Frist beträgt üblicherweise 2–4 Wochen. Fordern Sie das Zeugnis frühzeitig an, um Verzögerungen zu vermeiden.


Formulierungen im Zwischenzeugnis: Das steckt dahinter

Positiv vs. negativ: So deuten Sie den Code

  • «Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit»: Eine Top-Bewertung Ihrer Leistungen.

  • «Hat sich bemüht»: Ein Warnsignal – es fehlt der Nachweis konkreter Erfolge.
    Achten Sie besonders auf Aussagen zum Sozialverhalten. Begriffe wie «kollegial» oder «kooperativ» sind Standard, während «unterstützend» oft auf fehlende Eigeninitiative hindeutet.

Kritische Passagen bei Konflikten oder Vorgesetztenwechsel

Formulierungen wie «die Zusammenarbeit gestaltete sich unterschiedlich» können auf Spannungen hinweisen. Fordern Sie in solchen Fällen eine neutrale Überarbeitung:

«Bitte konkretisieren Sie, welche Projekte unter meiner Verantwortung erfolgreich abgeschlossen wurden.»


Praxis-Tools: Muster und Beispiele

Formulierungshilfen für häufige Szenarien

  • Aufgabengebiete: «Verantwortete die strategische Planung und Umsetzung von [Projekt].»

  • Führungserfahrung: «Führte ein Team von [Zahl] Mitarbeitenden erfolgreich durch [Herausforderung].»


Zwischenzeugnis im Bewerbungsprozess: Wann es sinnvoll ist

Gezieltes Beilegen bei internen Bewerbungen

Ein aktuelles Zwischenzeugnis beweist, dass Sie im aktuellen Arbeitsverhältnis geschätzt werden – ein Pluspunkt bei internen Aufstiegsmöglichkeiten.

Umgang mit Lücken oder negativen Aussagen

Seien Sie proaktiv: Erwähnen Sie im Vorstellungsgespräch, wie Sie kritische Punkte angegangen sind. Beispiel:

«Die erwähnte Herausforderung im Bereich [X] habe ich durch [Maßnahme] gelöst, was zu [Ergebnis] führte.»


Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Zu spät oder unvorbereitet anfragen

Planen Sie die Anfrage frühzeitig – etwa vor einem geplanten Vorgesetztenwechsel. Begründen Sie Ihr Anliegen klar, um Misstrauen zu vermeiden.

Stilistische Fallstricke in der Vorlage

Vermeiden Sie passive Formulierungen wie «wurde beauftragt». Nutzen Sie aktive Sprache:

«Ich übernahm die Leitung von [Projekt].»


Ein Zwischenzeugnis ist Ihr berufliches Aushängeschild – nutzen Sie es strategisch. Mit klaren Formulierungen, rechtlicher Vorbereitung und unseren Praxis-Tools sichern Sie sich nicht nur ein Dokument, sondern auch Ihre nächste Karrierestufe.

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