Ein Zwischenzeugnis ist mehr als ein einfaches Dokument – es ist Ihr berufliches Portfolio, das Leistungen, Verantwortungen und Kompetenzen festhält. Ob für interne Aufstiegschancen, eine Bewerbung bei einem neuen Arbeitgeber oder als Nachweis bei einem Vorgesetztenwechsel: Ein Zwischenzeugnis gibt Ihnen Sicherheit und schafft Transparenz. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie es strategisch anfordern, typische Fallstricke umgehen und Formulierungen richtig deuten.
Ein Zwischenzeugnis dokumentiert Ihre bisherigen Tätigkeiten und Erfolge im aktuellen Arbeitsverhältnis – anders als ein Schlusszeugnis, das erst bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Es dient als flexibles Instrument, um Karriereschritte abzusichern.
Während ein Arbeitszeugnis oft standardisierte Floskeln enthält, bietet das Zwischenzeugnis Raum für aktuelle Details. Beispielsweise können Sie bei einem Vorgesetztenwechsel konkret auf Projekte unter der früheren Führungskraft eingehen. Nutzen Sie diese Dynamik, um Ihre Arbeitsleistung präzise abzubilden.
Vorgesetztenwechsel: Neue Führungskräfte haben oft keine Kenntnis Ihrer bisherigen Erfolge.
Umstrukturierungen: Sichern Sie Ihre Rolle ab, bevor Abteilungen fusionieren oder Aufgaben neu verteilt werden.
Bevorstehende Bewerbungen: Ein aktuelles Zwischenzeugnis stärkt Ihre Verhandlungsposition bei Gehaltsgesprächen oder Stellenwechseln.
Schriftlichkeit ist in der Schweiz Pflicht. Halten Sie Ihren Ton höflich, aber bestimmt:
«Sehr geehrte/r [Vorgesetzte/r],
im Zuge der aktuellen Umstrukturierung in unserer Abteilung möchte ich Sie bitten, mir ein Zwischenzeugnis auszustellen. Dieses soll meine Aufgaben seit [Datum] sowie die erzielten Erfolge dokumentieren.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen,
[Ihr Name]»
Nutzen Sie Vorlagen, um Zeit zu sparen – achten Sie jedoch darauf, diese an Schweizer Rechtsnormen anzupassen (z. B. Verzicht auf Gender-Sternchen, falls im Unternehmen unüblich).
Arbeitgeber sind verpflichtet, ein Zwischenzeugnis auszustellen, sofern ein «berechtigtes Interesse» vorliegt – etwa ein geplanter Stellenwechsel oder interne Veränderungen. Die Frist beträgt üblicherweise 2–4 Wochen. Fordern Sie das Zeugnis frühzeitig an, um Verzögerungen zu vermeiden.
«Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit»: Eine Top-Bewertung Ihrer Leistungen.
«Hat sich bemüht»: Ein Warnsignal – es fehlt der Nachweis konkreter Erfolge.
Achten Sie besonders auf Aussagen zum Sozialverhalten. Begriffe wie «kollegial» oder «kooperativ» sind Standard, während «unterstützend» oft auf fehlende Eigeninitiative hindeutet.
Formulierungen wie «die Zusammenarbeit gestaltete sich unterschiedlich» können auf Spannungen hinweisen. Fordern Sie in solchen Fällen eine neutrale Überarbeitung:
«Bitte konkretisieren Sie, welche Projekte unter meiner Verantwortung erfolgreich abgeschlossen wurden.»
Aufgabengebiete: «Verantwortete die strategische Planung und Umsetzung von [Projekt].»
Führungserfahrung: «Führte ein Team von [Zahl] Mitarbeitenden erfolgreich durch [Herausforderung].»
Ein aktuelles Zwischenzeugnis beweist, dass Sie im aktuellen Arbeitsverhältnis geschätzt werden – ein Pluspunkt bei internen Aufstiegsmöglichkeiten.
Seien Sie proaktiv: Erwähnen Sie im Vorstellungsgespräch, wie Sie kritische Punkte angegangen sind. Beispiel:
«Die erwähnte Herausforderung im Bereich [X] habe ich durch [Maßnahme] gelöst, was zu [Ergebnis] führte.»
Planen Sie die Anfrage frühzeitig – etwa vor einem geplanten Vorgesetztenwechsel. Begründen Sie Ihr Anliegen klar, um Misstrauen zu vermeiden.
Vermeiden Sie passive Formulierungen wie «wurde beauftragt». Nutzen Sie aktive Sprache:
«Ich übernahm die Leitung von [Projekt].»
Ein Zwischenzeugnis ist Ihr berufliches Aushängeschild – nutzen Sie es strategisch. Mit klaren Formulierungen, rechtlicher Vorbereitung und unseren Praxis-Tools sichern Sie sich nicht nur ein Dokument, sondern auch Ihre nächste Karrierestufe.